Sonntag, 24. Januar 2010

::: Antarctica ::: Filmtipp


Anbei ein berührend-rührender Hundefilm
der meinem Rudel und mir sehr gut gefallen hat! *snif

Guten Start in die neue Eis-Woche
wünscht euch euer B E N D I X ♥



Hollywoods Ideen-Recycling Teil 12.575. Als Vorlage für Frank Marshalls Abenteuer-Drama „Antarctica“ diente der japanische Mega-Blockbuster „Nankyoku Monogatari“ aus dem Jahr 1983. Die Story wurde forsch amerikanisiert, hat aber trotz ehrbaren guten Absichten einige Probleme, die nicht immer zufriedenstellend gelöst werden können.


Der Geologe Davis McClaren (Bruce Greenwood) will in der Antarktis nach außerirdischem Gestein forschen, das dort niedergegangen sein soll. Die Expedition zu der Stelle, an der er das Artefakt vermutet, ist nicht mit den Schneemobilen zu erreichen – das wäre zu gefährlich, da das Eis nicht an allen Stellen stark genug ist. McClarens Expeditionsführer Jerry Shepard (Paul Walker) ist skeptisch, schlägt aber auf Druck seines Bosses vor, die Reise mit den Schlittenhunden anzugehen. Trotz einiger Widrigkeiten führt die Zwei-Mann-Expedition zunächst zum Erfolg. McClaren bekommt, was er will, aber auf der Rückreise kommt es zur Katastrophe: Der Wissenschaftler bricht im Eis ein und kann nur mit Mühe und Not geborgen werden. Sein Bein ist gebrochen, aber dank Jerrys Energie wird McClaren gerettet. Als ein arktischer Sturm aufzieht, müssen die Teammitglieder der Basisstation diese so schnell wie möglich verlassen. Die acht Schlittenhunde werden zurückgelassen, sollen aber mit dem nächsten Flug evakuiert werden. Doch das Wetter verhindert dies. Jerry, der sehr an den Tieren hängt, setzt alles in Bewegung, um einen Flug in die Antarktis zu bekommen, scheitert aber. Er versucht seine Freunde Katie (Moon Bloodgood) und Cooper (Jason Biggs) zu mobilisieren…


Der Vorfall, auf dem „Antarctica“ lose beruht, datiert auf das Jahr 1957. Drehbuchautor David DiGilio macht aus den (realen) Japanern zackige Amerikaner und verlegte die Handlung ins Jahr 1993. Warum 1993? Dies war das letzte Jahr, in dem in der Antarktis Schlittenhunde zugelassen waren – lobenswert (und keineswegs selbstverständlich), dass dieses Detail berücksichtigt wurde. Ob die Idee zu diesem Abenteuer nun recycelt ist oder nicht, spielt keine bedeutende Rolle. Das Potenzial, welches die Produzenten sahen, ist zweifelsfrei vorhanden. Die Wahl von Frank Marshall als Regisseur ist auf dem Papier ebenfalls eine logische. Der kalifornische Starproduzent lieferte mit seinen bisherigen Regie-Werken „Arachnophobia“, „Überlebt!“ und „Congo“ gute Filme ab und tat sich auch noch als Second-Unit-Regisseur bei Steven Spielbergs „Indiana Jones“-Trilogie sowie Robert Zemeckis „Zurück in die Zukunft“-Filmen hervor. Dazu gilt er als Hausproduzent von Spielberg. Ein guter Mann mit Gespür für die Materie also. Doch bei „Antartica“ hat Marshall sein Material nicht immer im Griff. Der Film hat dramaturgisch ein Problem. Nach einer drei Viertelstunde erreicht das Abenteuer mit der Bergung des Wissenschaftlers und dem Verlassen der Antarktis-Basis seinen Höhepunkt. Fortan ist der Zuschauer erst einmal auf der Suche nach der neuen Storyline. Was soll in den folgenden 75 Minuten erzählt werden?



An dieser Stelle beginnt eigentlich ein neuer Film. Langsam kristallisiert sich Jerrys Drama um das Zurücklassen der Hunde als Geschichte heraus. Die Handlung springt dabei zwischen den USA und den Hunden in der Antarktis hin und her. Die Versuche, einen Flug zurück zu ergattern, gestalten sich recht zäh und Langeweile drängt sich gelegentlich auf. Die Schauspieler haben ihre Mühe, das Interesse des Betrachters wach zu halten. Wenn Paul Walker (Into The Blue, Timeline, The Fast And The Furious, 2 Fast 2 Furious) auf der Besetzungsliste steht, schrillem bei so manchem Filmfreund die Alarmglocken. Der Prototyp des kalifornischen Beachboys sieht unverschämt gut aus, ist in seinen schauspielerischen Möglichkeiten aber begrenzt, um es höflich zu formulieren. Aber Walker, der hier einen Sonnyboy im Schnee gibt, spielt sowieso nur die zweite Geige. Die wahren Helden sind die acht Schlittenhunde, die unten in der Antarktis („Eight Below“) tapfer um ihr Leben kämpfen. Bruce Greenwood (Thirteen Days, Capote, Burt Munro) ist mit der Rolle des Geologen Davis McClaren weit unterfordert. Zu Beginn darf er den Zuschauer eine Weile im Unklaren lassen, ob er sich als Bösewicht aufspielt, aber das ist bald passé. American Pie-Star Jason Biggs (Anything Else, Jersey Girl) ist als Mann für die Oneliner engagiert und erfüllt diese Aufgabe erwartungsgemäß souverän – ebenso wie Moon Bloodgood ihren Love-Interest-Pflichten nachkommt.

Die Story um die Hunde ist der große Pluspunkt von „Antarctica“. Die Menschlichkeit und das emotionale Drama, das die Darsteller nicht immer vermitteln können, transportieren die wunderschönen Tiere mit berührender Natürlichkeit. Hier hat der Film die innere Spannung, die die menschlichen Interaktionen vermissen lassen. Einen Makel hat dieser Handlungsstrang aber dennoch. Generell ist die Herkunft eines Disney-Films nicht zu verleugnen, was sich in einigen märchenhaften Zügen widerspiegelt. Unnötig ist allerdings die sanfte Vermenschlichung der tierischen Verhaltensmuster, die an einigen Stellen überzogen wird. Das nimmt den tollen Bildern von Kameraass Don Burgess (Contact, Forrest Gump, Spider-Man) manchmal die beabsichtigte Intensität.


„Antarctica“ hinterlässt letztendlich einen zwiespältigen Eindruck. Der große Abenteuerfilm um Freundschaft und Loyalität hätte Potenzial zu viel mehr gehabt, bleibt aber im Mittelmaß hängen. Dem Freund des Naturfilms sei an dieser Stelle lieber Nicholas Vaniers Der letzte Trapper empfohlen. Als Familienfilm taugt „Antarctica“ über weite Strecken schon, aber nicht nur die kleineren Besucher werden sich zwischendurch bei einem (einzigen) Schockeffekt gehörig verjagen… Am Ende ist dem Film zugute zu halten, dass er in der Schlussszene seine emotionalen Aufgaben meistert, was als kleine Wiedergutmachung für verpasste Chancen einen versöhnlichen Eindruck hinterlässt.

Carsten Baumgardt [ in Zusammenarbeit mit Filmstarts.de ]

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